Aderlass
Aderlass bedeutet die Eröffnung von Blut-Gefäßen (v.a. von Venen) und das „Ablassen“ von einer gewissen Menge Blut. Dadurch soll dem Patienten Linderung/Erleichterung verschafft und der Körper zur Neubildung von Blut angeregt werden.
Der Aderlass war in der Vergangenheit eine Art Allheil-Mittel, welches bei fast jeder vom Arzt diagnostizierten Erkrankung angewendet wurde – er gehörte zur Standard-Therapie unter anderem der mittelalterlichen Ärzte und etlicher anderer alter Kulturen.
Dabei war und ist der Aderlass nicht bei jeder Erkrankung indiziert – oftmals war es nur die Hilflosigkeit der Heiler/Ärzte, welche sie dazu verleitete, dieses Mittel so oft anzuwenden.
Beim Aderlass wird dem Körper zwischen 50 und 500 ml Blut entnommen - früher benutzte man dazu spezielle Mini-Messer (Flieten, Schröpfschnepper), heutzutage großvolumige Kanülen.
Auch der Einsatz von (sterilen/keimarmen) Blutegeln ist eine immer noch praktizierte Methode des Aderlasses innerhalb der Medizin.
heutige mögliche Anwendungsgebiete des Aderlasses:
bei Polycythaemia: eine krankhaft vermehrte Bildung von Erythrozyten (roten Blutkörperchen) und daraus folgend eine Erhöhung der Blut-Viskosität („dickes Blut“).
bei Hämochromatose: Eisenspeicher-Krankheit; hochgradig verstärkte Ablagerung/Aufnahme von Eisen im Blut; kann u.a. Leber-Schäden verursachen
bei Polyglobulie: zur Verbesserung der Fließ-Eigenschaften des Blutes bei drohender Zentralvenen-Thrombose im Auge; nicht jedoch bei der reaktiven Polyglobulie !
bei Porphyra cutanea tarda: Synthese-Störung des roten Blut-Farbstoffes Häm; durch den Aderlass wird der Eisenanteil im Blut verringert, welcher sonst Leber-Schäden verursacht
bei (fast) allen Venen-Erkrankungen: Varizen (Krampf-Adern) und Besenreiser werden örtlich punktiert (Blut entnommen), um u.a. die Gefäße zu entlasten
bei Bluthochdruck: auch hier kann der Aderlass kurzfristig Entlastung bringen, jedoch ist unbedingt die Ursache zu diagnostizieren und zu behandeln !
grobe Darstellung des Ablaufs beim Aderlass mit einer Kanüle:
Patienten hinsetzen/hinlegen lassen, kurz untersuchen (Allgemein-Zustand); OP-Handschuhe anziehen
Gliedmaße aussuchen (meist ein Arm), Stauband anlegen, Gliedmaße/Venen stauen
Auffang-Gefäß bereitstellen, geeignete Vene (nach Säuberung/Desinfektion) mit einer großvolumigen Kanüle punktieren
Stauband lockern/lösen: das Blut fließt mehr oder minder stark aus der Kanüle in das Auffang-Gefäß
nach Abfluss der gewünschten Menge an Blut wird das Stauband wieder geschlossen, die Kanüle vorsichtig aus der Vene gezogen und ein sauberes Stück Mull o.ä. auf die Punktions-Wunde gedrückt bzw. die Wunde verbunden; das Stauband wird jetzt entfernt
die Patienten müssen nach dem Aderlass/der Blutentnahme eine Weile sitzen/liegen bleiben, da der Körper sich an die Situation anpassen und den hervorgerufenen „Blut-Mangel = Volumen-Mangel“ zu kompensieren versucht. Hilfreich könnte hier wie bei einer Blutspende das Trinken von (sauberem) Wasser o.ä. sein.