Kaiserschnitt (sectio caesarea, sectio)

 

Der Kaiserschnitt ist eine operative Methode der Geburtshilfe/der Entbindung.

 

Wenn das zu gebärende Kind nicht auf natürlichem Weg über den Geburtskanal zu entbinden ist oder die normale Entbindung für Mutter oder Kind gefährlich werden kann (z.B. bei Eklampsie, Prä-Eklampsie), dann wird der Kaiserschnitt angewendet.

 

Indikationen für einen ("normalen") Kaiserschnitt:

  • vorausgegangener Kaiserschnitt mit gleicher Indikation

  • zwei/mehrere vorausgegangene Kaiserschnitte

  • Becken-Endlage

  • Placenta praevia (Blutungen aus dem Genitaltrakt ab der 24. Schwangerschaftswoche und vor der Geburt des Kindes)

  • variable Kinds-Lage

  • Erkrankung der werdenden Mutter (z.B. schwere Herzfehler, unbehandelte Aneurysmen, vor kurzem erfolgte Retina-Ablösung etc.)

  • Wunsch der Mutter

  • Zwillings-Geburten, wenn ein Kind nicht in Schädellage/Kopflage liegt

  • bei höhergradigen Mehrlingen (Drillinge, Vierlinge etc.)

 

mögliche Indikationen für einen Notfall-Kaiserschnitt:

  • vermutete/bewiesene fetale Hypoxie (mangelnde Sauerstoff-Versorgung des Kindes), z.B. bei einem Nabelschnur-Vorfall

  • mechanische Hindernisse wie z.B. Zysten und Myome

  • Blutungen bei Placenta graevia

  • mütterliche Risiken wie z.B. Hypertonie und Eklampsie

  • bei Frühgeburten

  • mangelnde Wehen-Tätigkeit (Wehen-Schwäche)

  • bei Wehen-Tätigkeit der werdenden Mutter bei einem der oben genannten Gründe

 

OP-Techniken:

  • Horizontale/waagerechte Eröffnung der Bauch-Höhle/des Uterus über dem unteren Uterin-Segment; diese OP-Methode wird in 99% aller Kaiserschnitte angewendet.

    Dabei wird das Peritoneum zwischen Uterus und Harnblase zurückgeschoben und die Gebärmutter wird eröffnet (Skalpell, Spreizer) und das Kind entbunden; anschließend wird die Plazenta entfernt

  • Vertikale/senkrechte Eröffnung der Bauch-Höhle/des Uterus über dem oberen Uterin-Segment; diese OP-Methode wurde Jahrhunderte lang vor der horizontalen Eröffnung angewendet und wird als „klassischer Kaiserschnitt“ oder „klassische Sectio“ bezeichnet.

    Risiken gegenüber der horizontalen Eröffnung: höherer Blutverlust, höheres Risiko einer Uterus-Ruptur bei nachfolgenden Entbindungen (ca. 4-9%), signifikant erhöhte Gefahr einer Darm-Verwachsung und eines Illeus.

 

Indikationen für einen klassischen Kaiserschnitt/eine klassische Sectio:

  • eine Querlage, welche kurzfristig nicht in eine Längslage gedreht werden kann, z.B. bei einem Arm-Vorfall

  • Fehlbildungen des Uterus; z.B. Myome im unteren Uterin-Segment)

  • Placenta graevia (bestimmte Fälle)

  • bei der Geburt von Frühgeburten (v.a. bei Oligohydramnion): ein ungenügend verlängertes/ausgezogenes unteres Uterus-Segment kann die Entwicklung/Geburt des Kindes erschweren und bei uterinem Querschnitt zu Verltzungen des Kindes führen

  • dichte Verwachsungen innerhalb des Uterus bzw. des Geburts-Kanals

 

grobe Darstellung eines (Notfall-)Kaiserschnitts:

  • Lagerung der werdenden Mutter (meist Rückenlage)

  • Check der vitalen Parameter (Puls, Atmung, Bewußtseinslage, Sauerstoff-Sättigung etc.)

  • Einleitung/Durchführung der Lokal-Anästhesie (örtliche Betäubung - Spritze) und der Allgemein-Aästhesie (allgemeine Betäubung – Einleitung über Infusion)

  • Desinfektion der Bauchhöhle und der umliegenden Haut-Gebiete

  • Abdeckung des Operations-Gebietes mit sauberen/sterilen OP-Tüchern

  • Eröffnung des Bauch-Raumes mittels Schnitt (Skalpell): je nach Indikation entweder horizontale Eröffnung oder vertikale Eröffnung

  • vorsichtige Eröffnung des Uterus, um das Kind nicht zu verletzen (Tastung, Ultraschall)

  • Kind: Herausholung/Entwicklung des Kinds-Kopfes durch die Hand oder mit der Geburts-Zange; herauslösen des gesamten Kindes; Kontrolle aller vitalen Parameter

  • Mutter: Zufuhr/Spritzung eines Kontraktions-Mittels, um die Lösung der Plazenta einzuleiten; die Plazenta wird dann vorsichtig unter Zug gelöst; reicht dies nicht, muss sie u.U. operativ entfernt werden

  • Mutter: zweischichtiger Verschluss des Uterus durch fortlaufende Naht mit resorbierbarem Faden; nach Kontrolle der Uterus-Naht schichtweiser Verschluss der Bauchdecke.

  • Mutter: ausreichende/reichliche Analgesie (Schmerzmittel-Gabe) postoperativ (nach der OP)

  • Mutter: postoperativ: Unterstützung beim Stillen, Stuhlgang und Urinieren; bei der Körperpflege; des weiteren Physiotherapie und Mobilisation

 

mögliche Komplikationen beim Kaiserschnitt:

  • Kind: Verletzungen, v.a. durch Schnitte; Kreislauf-Kollaps (Stress)); Infektionen
  • Mutter: Herz-Stillstand, Atem-Stillstand, Kreislauf-Kollaps; Blutungen, Infektionen, Thrombosen/Embolien, Darm-Verletzungen, (paralytischer) Illeus, Blasen-Verletzung, Infertilität (Unfruchtbarkeit bzw. Unmöglichmachung der Austragung weiterer Kinder), erhöhte Rate an weiteren Kaiserschnitten, Placenta praevia (s.o.)